
Wieso dieses Projekt für die Humanmedizin?
Das Ziel des Projekts ist die Beantwortung der folgenden Leitfrage: „Welche Kompetenzprofile werden seitens des Arbeitsmarktes in den verschiedenen humanmedizinischen Berufen verlangt und inwiefern entspricht die bestehende Aus- und Weiterbildung in Humanmedizin diesen Ansprüchen?“
Ausgehend von der Frage nach dem idealen Eignungstest und dem Problem beschränkter Studienplatzkapazitäten hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) eine Wissenslücke hinsichtlich der idealen Curricula für die verschiedenen Arbeitsfelder von Humanmediziner/-innen geortet. Es wird vermutet, dass angehenden Ärztinnen und Ärzten, welche in der Patient/-Innenversorgung tätig sein werden (Grundversorgung oder Spezialgebiet) nicht dieselben Kompetenzen vermittelt werden müssen wie Humanmediziner/-innen, welche anschliessend in der Wissenschaft (Universitäre Forschung oder Industrie) oder beispielsweise in der Telemedizin arbeiten werden. Weil erst die Kombination der im Studium und in der Weiterbildung erworbenen Fähigkeiten ein vollständiges Kompetenzprofil ergibt, müssen sowohl die Studentencurricula wie auch diejenigen der Assistenzärzinnen und -ärzte auf ihre Arbeitsmarkttauglichkeit hin überprüft und besser aufeinander abgestimmt werden (Alignment).
Ziel ist die Beantwortung der folgenden Frage: Welche Kompetenzprofile im Bereich Humanmedizin werden seitens der verschiedenen Arbeitsmärkte im Gesundheitswesen verlangt und inwiefern entspricht die bestehende Aus- und Weiterbildung zum/zur Humanmediziner/-in diesen Ansprüchen?
Projektphase I: Mittels einer Literaturanalyse wurden neun Megatrends im Gesundheitswesen identifiziert, die das Kompetenzprofil Humanmedizin in Zukunft entscheidend verändern werden. Daraus wurden nicht-fachspezifische Kompetenzen abgeleitet (Bsp. Megatrend demografischer Wandel à Normativ-ethische Einstellungen, Kommunikationsfähigkeit, Beratungsfähigkeit).
Phase II: Anhand von Expert/-inneninterviews wurde auf 21 zukünftige Einsatzgebiete in der Humanmedizin identifiziert, welche wiederum in die drei Gruppen unterteilt wurden. Anschliessend wurden die wichtigsten nicht-fachspezifischen Kompetenzen pro Einsatzgebiet und deren Berücksichtigung in der ärztlichen Aus- und Weiterbildung erfragt. Dabei ging es um die offensichtlichen Gaps zwischen Soll-Kompetenzanforderungen und Ist-Ausprägungen. Anhand von zusätzlichen Befragungen in verwandten Berufsgruppen (Pflegedienstleiter/-innen, Klinikdirektor/- innen, Klinik-betriebswirschafter/-innen usw.) wurden diese Ergebnisse überprüft und verdichtet. Die Interviews ergaben eine hohe Übereinstimmung der als besonders wichtig eingestuften nichtfachspezifischen Kompetenzen über alle beruflichen Einsatzfelder hinweg. Der grösste Nachholbedarf zeigte sich in den Bereichen „personale Kompetenzen“ sowie „sozial-kommunikative Kompetenzen“.
Phase III: Kernstück der dritten Projektphase war die Entwicklung von konkreten SOLL-Profilen, die im Rahmen von sechs Expertinnen- und Expertenworkshops erarbeitet und mit den aus den in der ersten und zweiten Projektphase ermittelten Resultaten verglichen wurden. Daraus ergaben sich 17 Topkompetenzen (z.B. Beratungsfähigkeit, Beurteilungsvermögen, Entscheidungsfähigkeit) sowie sechs fachspezifische SOLL-Profile pro berufliches Einsatzgebiet.
Phase IV: In Phase IV stand die detaillierte Ermittlung des IST-Zustandes bzw. die Einschätzung des gegenwärtigen Entwicklungsstandes nicht-fachspezifischer Kompetenzen in der Aus- und Weiterbildung im Zentrum. In der Ausbildung richten sich sämtliche medizinische Fakultäten der Schweiz bei der Umsetzung der nicht-fachspezifischen Kompetenzen am schweizerischen Lernzielkatalog aus. Einigkeit besteht darüber, dass die nicht-fachspezifischen Kompetenzen von herausragender Bedeutung für die spätere Ausübung des Arztberufs sind. Für die Weiterbildung wurden 31 Befragungen (vorwiegend telefonisch) mit Vertretern der jeweiligen Fachgesellschaften durchgeführt. Anschliessend wurden aus diesen Aussagen die wichtigsten Kompetenzen ermittelt und mit den Ergebnissen aus den Phasen I und II vergleichen. Dabei ergab sich bei 17 der 21 verglichenen Schlüsselkompetenzen eine hohe Übereinstimmung. Der Kompetenzbereich rund um Kommunikation wird einheitlich als der wichtigste genannt und sollte möglichst früh in die ärztliche Aus- und Weiterbildung eingebaut werden. Zudem sollte mit der Vermittlung nichtfachspezifischer Kompetenzen bereits im Grundstudium begonnen werden.
Phase V: In Phase V wurden aus den gewonnenen Erkenntnissen konkrete Reformvorschläge abgeleitet.